Hass im Netz

Rassismus, Sexismus und sonstiger Hass erreichen online oft ganz andere Dimensionen als offline. Für Betroffene hat das verheerende Folgen, teilweise ziehen sie sich aus dem öffentlichen digitalen Raum zurück. Dabei sind soziale Medien wie Twitter und Facebook vor allem für Gruppen, die Diskriminierung ausgesetzt sind, wichtige Plattformen zum Austausch und zur Organisation.

Im Fokus der Amnesty-Arbeit zu diesem Themenbereich lag bislang vor allem gegen Frauen gerichteter Hass auf Twitter. Obwohl das Phänomen nicht auf Twitter beschränkt ist, sticht das Medium besonders heraus. Für feministische Debatten und für den politischen Austausch von Minderheiten spielt Twitter eine entscheidende Rolle. Nach Umfragen hat die Mehrheit der Aktivistinnen bereits Drohungen auf dem Medium bekommen, fast alle sind hier schon beschimpft worden. Gegen die Accounts, von denen Drohungen und Beschimpfungen ausgehen, unternimmt Twitter jedoch häufig nichts.

Dieses toxische Klima hat zur Folge, dass von Beschimpfungen und Bedrohungen Betroffene Angst haben, ihre Meinung öffentlich zu äußern – teilweise bis zum dem Punkt, dass sich die Betroffenen aus Twitter zurückziehen.

Hass in den sozialen Medien muss vor allem intersektional betrachtet werden. Sind die Aktivist*innen von Mehrfachdiskriminierungen betroffen, etwa Sexismus, Rassismus und/oder Homophobie gleichzeitig, sind sie oft deutlich mehr Hass ausgesetzt als ihn weiße, heterosexuelle Frauen ohnehin schon erleben.

Obwohl Twitter aus die menschenrechtliche Verpflichtung hat, gegen diese Art von Beschimpfungen, Beleidigungen und sonstigen Hass vorzugehen, kommt das Unternehmen diesen Sorgfaltspflichten oft nicht nach. Dabei hält sich Twitter nicht einmal an seine eigenen Regeln – sexistische, rassistische und bedrohende Äußerungen werden häufig nicht oder erst sehr spät gelöscht. So entsteht ein Klima der Angst und Unsicherheit, aufgrund dessen Betroffene zögern oder davon Abstand nehmen, ihre Meinung öffentlich zu äußern.

Der vollständige Amnesty-Bericht ist hier auf Englisch abrufbar: Toxic Twitter – A Toxic Place for Women

19. Januar 2021